Noise of Cologne 1
Various Artists
Label: Mark e.V. / Vertrieb: a-Musik / VÖ: 15.10.10
In kaum einer Stadt wurde das dort beheimatete musikalische Wirken so fleißig dokumentiert wie in Köln. An Dom und Rhein ist man stolz auf seinen "Sound of Cologne", und meistens meint man damit Elektronika oder Minimal Techno. Solche Musik ist es auch, der die gleichnamige Compilation-Reihe gewidmet ist. Natürlich verweist der Titel der nun vorliegenden Zusammenstellung "Noise of Cologne" (NoC) auf die genannten Köln-Sampler und damit auf ein Trademark, das die Stadt sich selbst gegeben hat. Aber mit NoC wird keine Identität stiftende Szene proklamiert, sondern ein musikalisches Schaffen beleuchtet, das bislang vom Kölner Clubsound etwas übertönt wurde. Wobei hier nicht ausschließlich der Musikstil Noise mit seiner rohen Energie und Körperlichkeit gemeint ist. Es geht nicht um Lärm im Wortsinn. Vielmehr wird mit NoC die Vielseitigkeit experimenteller Musik aus Köln dargestellt. Und der Fundus an komponierter und spontaner kölnischer Experimentalmusik ist derart reich, dass man mit NoC eine freudige Überraschung nach der nächsten erlebt.
Zum Beispiel Harald Muenz‚ Rückwärts-Version von Ravels Boléro, die sich im Zeitraffer ebenso steigert wie das Original. Oder die Werkssirenen-Synthesizer von Volker Hennes. Wir hören ein konzeptionelles Werk um die Zahl 6; ein sehr handfestes Stück Neue Musik für Klavier, kleines Ensemble und Elektronik, mit Thema und Variation. Oder freundlich-verquere Synthesizer-Musik. Musik gewordenes Unterwegs-Sein mit der Zug-Komposition "Das Ohr am Gleis" von C-Schulz und F.X.Randomiz. Die energetischen, ereignisreichen "Überschreitungen des Pragmatismus" von Lehn und Schmickler. Oder aber ein schier unfassbares Stück von Bernd Härpfer für sechs Sprechstimmen.
All das macht NoC zu einem sinnlichen und intellektuellen Vergnügen der besonderen Art. Denn einerseits lässt man sich gerne mitziehen vom Sog dieser immer wieder überraschenden Zusammenstellung. Andererseits besteht ein Extraspaß darin, anhand der erhellenden Linernotes von Joachim Ody Komponisten für sich zu entdecken oder Kompositionstechniken nachzuvollziehen.
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