Wie ortsabhängig ist Kunst in einer zunehmend globalisierten Welt? Klingt experimentelle Musik aus Köln anders als experimentelle Musik aus - um bei europäischen Metropolen zu bleiben - Paris, Madrid oder Berlin? Spielt der Ort ihrer Entstehung bei aller internationalen Vernetzung ihrer Macher überhaupt noch eine Rolle?
Der Titel der Compilation-Reihe „Noise of Cologne“ mag anachronistisch wirken. In Wahrheit aber hat er mehrere Bedeutungsebenen. Zum einen ist er augenzwinkernder Verweis auf den „Sound of Cologne“, jene minimale elektronische Clubmusik, die in den 90er Jahren zum Markenzeichen der Domstadt wurde. Zum anderen steht er für bewusst gewählte Selbstbeschränkung derjenigen, die die Compilationbeiträge kenntnisreich gesammelt oder in Auftrag gegeben haben: Frank Dommert, Veranstalter, Plattenhändler bei a-Musik und Betreiber des Labels sonig, kennt die diversen Kölner Musikszenen seit vielen Jahren. hans w. koch, Komponist und Musiker, ist selbst Teil der vielstimmigen Experimentalszene in Köln. Gemeinsam zeichnen sie verantwortlich für die Auswahl der Beiträge auf Noise of Cologne 2.
Experimentelle Musik hat in Köln eine lange Tradition. Ihre Geschichte reicht deutlich weiter zurück als die des Minimal Techno, des berühmten „Sound of Cologne“. Es ist erstaunlich, wie reichhaltig der Fundus an Geräuschmusik aus der Domstadt ist; verblüffend, wie viele Kölner Musiker sich mit abstrakten Klängen auseinandersetzen. Bei Noise of Cologne 1 und 2 gibt es keine personelle Überschneidung. Für den nun vorliegenden Teil 2 wurden ausschließlich aktuelle Produktionen gesammelt oder in Auftrag gegeben.
Wie schon auf dem ersten Teil dieser Samplerreihe wird auch auf Teil 2 der Begriff „Noise“ weit ausgelegt. Hier ist nicht das gleichnamige musikalische Genre mit all seinen Subgenres gemeint. Denn wer „Noise“ sagt, meint gemeinhin Lärmmusik in all ihren unterschiedlichen Schattierungen, Hören mit Schmerzen. Wer sich aber einlässt auf NoC 2, der wird schnell feststellen, dass es hier nicht um Krach geht. Nicht einmal zwingend um Geräusch. Gemeint sind vielmehr die verschiedenen Ausprägungen experimenteller und abstrakter Musik aus Köln. Wobei diese Sammlung von Stücken keinesfalls beliebig oder sprunghaft ist. NoC ist eine offene, gleichsam durchlässige Zusammenstellung und frei von jedem Noise-Dogma. Sie ist erfrischend unakademisch, höchst abwechslungsreich und unterhaltsam. Oder, wie Joachim Ody in seinen erhellenden Linernotes festhält, eine „Klingende Wundertüte“.
Dieser Sampler zeichnet nicht allein ein ausgesprochen spannendes Bild vom facettenreichen Wirken der Freien Musikszene in einer Stadt wie Köln. Er ist zugleich ein Gegenentwurf zu muffiger kölscher Selbstverliebtheit, ein Fenster zu einem anderen Köln. Ein Blick durch dieses Fenster macht Hoffnung.
Format: CD, Audio
Herausgegeber: Mark e.V.
Im Vertrieb von a-Musik
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln
Veröffentlichungsdatum: Juni 2013
Presse: Autopilot Publicity
Presse: Autopilot Publicity
Tracklist:
01.) Andreas Wagner - Schwarm der Mischwesen
02.) Titanoboa - Ante Sapina
03.) Nils Quak - Momente des fragmentierten Lebens
04.) Anthony Moore - Trans Cologne Tramway
05.) Natalie Bewernitz / Marek Goldowski - Heterodyne Visuals 1xy2
06.) Echo Ho - The Song You Hear Is The See
07.) Merzouga - HARBOUR
08.) Gregor Schwellenbach - Timon of Athens
09.) Volker Zander - Reise ins Risorgimento
10.) Lu Katavist - Alsonac
11.) Achim Mohné - LiveSet@Studio672,Cologne (Excerpt)
12.) Harald Sack Ziegler - MFF 100
13.) Bettina Wenzel - plan_b
14.) TreeSpeedMusic - Luziolenschrauber
15.) Therapeutische Hörgruppe Köln - Nectar of the Gods
16.) Hannes Hoelzl - arleBots
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